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Sie sind um die 100 Jahre alt und haben politische und gesellschaftliche Umbrüche in einer Anzahl und einem Ausmaß miterlebt, wie es für viele Menschen heute kaum vorstellbar ist: Hineingeboren in die Goldenen Zwanziger erlebten sie als Kinder die Weltwirtschaftskrise und die Machtübernahme der Nationalsozialisten. Auf den Zweiten Weltkrieg folgte ein Leben geprägt durch Not und Neuanfang. Auf Jahrzehnte der deutschen Teilung schließlich die Wiedervereinigung. Und im Rentenalter haben technische Neuerungen, ungeahnte neue Krisen und die Umformung der weltpolitischen Ordnung ein Tempo aufgenommen, dem selbst junge Menschen nur schwer folgen können. Die Dokumentation macht eine Zeitreise durch die deutsche Geschichte. Für die NDR Produktion sind neun Frauen und Männer aus Norddeutschland tief in ihre Erinnerungen eingetaucht, haben ihre Fotoalben geöffnet und erzählen spannend und bewegend aus den rund 100 Jahren ihres Lebens. Hermine Trimde, geborene Vainowska, wurde am 14. Februar 1919 in Riga geboren. Gegen den Willen ihres Vaters machte sie eine Ausbildung zur Schauspielerin und bekam mit 19 Jahren ein Engagement an der Landesbühne vor Ort. Doch die Karriere endete, bevor sie so richtig begann. 1941 wurde sie von Lettland nach Deutschland umgesiedelt, lebt seit 1952 in Rostock. Alleinerziehend schlug sie sich mit sechs Kindern durch. Kurz vor ihrem 100. Geburtstag flog sie mit einem ihrer Söhne nach Riga, um noch einmal das Theater zu besuchen, in dem sie einst gespielt hat. Zu ihren Nachkommen gehören neben ihren sechs Kindern 11 Enkel, 23 Urenkel und 7 Ururenkel: "Wenn ich meine Augen schließe, hinterlasse ich eine Familie, die intakt ist." Ingeborg Maria Erna Möller, genannt Inge, geborene Fabricius, ist 1923 in Stolp/Hinterpommern geboren. Heinz Karl Otto Möller, genannt Heinz, ist ebenfalls Jahrgang 1923. Die beiden sind seit 1945 verheiratet. Sie sind immer in Barth im Landkreis Vorpommern-Rügen geblieben, eine typische DDR-Familie. Von ihren vier Kindern sind die beiden Töchter bereits verstorben. Anna Möschter lebt in Hamburg, ist Jahrgang 1924, wurde in Bildstock in Saarbrücken geboren. 1945 heiratete sie. Zuletzt gearbeitet hat sie bei der Post im Fernsehturm. Zwei Jahre nach ihrer Pension 1984 verstarb ihr Mann. Sie lernt, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen, verbringt sehr viel Zeit mit ihren Enkeln. Heute sagt sie: Familie sei das Wichtigste - und sie sei es auch, was sie so gern leben lässt. Bis heute geht sie gern auf die Reeperbahn, ins Schmidt Theater, ins Operettenhaus. Irmgard Eiben aus Wilhelmshaven war bereits nahezu taub. Mit 94 Jahren hat sie sich ein Cochlea-Implantat setzen lassen und blüht seitdem regelrecht auf. Fährt, weil dadurch wieder verkehrstüchtig, mit einem Elektroroller, trifft ihre Freundinnen zum Klönen über Literatur, Sexualität und aktuelle Politik. Auf die Frage, inwieweit der Glaube helfen kann, im Leben und mit Blick auf das Lebensende meint sie: Es bleiben immer Fragen da, die man nicht beantworten kann, die nur der Glaube beantworten kann oder die Erfahrung. Das Leben bleibt bis zuletzt ein Auf und Ab. Die Geschichte von Irmgard Eiben ist die einer Frau, die ihr Leben nicht einfach ausklingen lässt, sondern noch einmal ganz neue Wege geht. Mehr dazu: https://www.ndr.de/geschichte/koepfe/... #ndr #ndrdoku #jahrhundertleben