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Matteo Salvini bezeichnet sich selbst als «Il Capitano», als Kapitän und Anführer einer Nation. Nun hat Italiens rechtspopulistischer Innenminister Konkurrenz bekommen - zumindest was diesen Titel betrifft: Von «La Capitana», der deutschen Kapitänin Carola Rackete. Die 31-Jährige hat sich diese Woche über ein Verbot hinweggesetzt, das Salvini erlassen hat und so etwas wie das Herzstück seiner Anti-Migrationspolitik ist. Sie ist mit dem Schiff der deutschen Hilfsorganisation Sea-Watch mit 42 Migranten an Bord in italienische Gewässer gefahren - obwohl sie das laut Salvinis Dekret nicht darf. Jetzt drohen ihr hohe Strafen. «Natürlich ist das keine Situation, die ich mir gewünscht habe», sagte Rackete, die in Preetz bei Kiel geboren und in Hambühren in Niedersachsen aufgewachsen ist, der Deutschen Presse-Agentur. Sie habe aber die Verantwortung für die Menschen an Bord. «Es herrschen Verzweiflung und Frustration.» Die Leute hätten gedroht, über Bord zu springen, und seien durch die Flucht schwer traumatisiert. Deshalb habe sie sich zu dem Schritt entschlossen - nicht, weil sie sich als Gegenspielerin von Innenminister Salvini sieht. «Sein Gegenspieler ist hier die ganze Zivilgesellschaft.» Also alle, die nicht mit der harten Linie der populistischen Regierung in Rom übereinstimmten. «Es gibt ein Recht auf Rettung. Es geht um das Prinzip der Menschenrechte.» Rackete klingt entschlossen. Auf Schiffen kennt sie sich aus. Sie hat eine Ausbildung als Nautische Offizierin in Norddeutschland gemacht. Bevor sie zu Sea-Watch ging, stand sie unter anderem für Greenpeace und das Meeresforschungsinstitut Alfred-Wegener-Institut auf der Schiffsbrücke. Dort ging es damals allerdings um Polarforschung. Jetzt also Mittelmeer in brütender Sommerhitze. Rackete ist klar, dass sie eine hohe Geldstrafe und Ermittlungen in Italien riskiert. Im schlimmsten Fall könnte ihr sogar eine Haftstrafe drohen. Rackete wusste, auf was sie sich bei dieser Fahrt mit der «Sea-Watch 3» eingelassen hat. «Jeder weiß, dass es einen selbst treffen kann.» Vor allem seit der «Kriminalisierung» der Seenotretter und dem Fall des deutschen Rettungsschiffs «Iuventa». Das Schiff wurde im August 2017 beschlagnahmt, gegen die Crew wurde unter anderem wegen Beihilfe zur illegalen Einwanderung ermittelt. Auch die deutsche Kapitänin Pia Klemp muss sich demnächst in Italien vor Gericht verantworten. Und in Malta wurde vor Kurzem der Kapitän der Dresdner Organisation Mission Lifeline, Claus-Peter Reisch, zu einer Geldstrafe verurteilt, weil er die «Lifeline» mit mehr als 230 Migranten im vergangenen Sommer in maltesische Gewässer gesteuert hatte. In Italien wird Rackete von linksgerichteten Politikern als «mutige Frau» und «Hoffnung auf eine menschliche Welt» gefeiert. Für die anderen ist sie ein Feindbild. Die Chefin der Rechtspartei Fratelli d'Italia, Giorgia Meloni, sagte, die «Sea-Watch 3» müsse «versenkt» werden. Italiens Agrarminister Gian Marco Centinaio meinte, Rackete gehe mit den Italienern wie mit «Dorftrotteln» um. Salvini selbst erklärte gewohnt sarkastisch: «Die Kapitänin als Heldin der Linken, reich geboren als Weiße in Deutschland, sollte ehrenamtliche Tätigkeiten in Deutschland machen statt 42 Menschen 15 Tage in Geiselhaft zu nehmen.» In der Zeit nämlich, in der das Schiff vor Italien warte, hätte es längst in die Niederlande fahren können. Schließlich fährt es unter holländischer Flagge. Für den Chef der rechten Lega ist es ein Präzedenzfall nach seinem «Sicherheitsdekret», das Geldstrafen bis zu 50 000 Euro für Hilfsorganisationen vorsieht, wenn sie unerlaubt nach Italien fahren. Er wird alles dran setzen, seinem Image als starker Mann gerecht zu werden. Nur dass es bei dem Katz-und-Maus-Spiel zwischen ihm und Sea-Watch um Menschen geht, die aus welchen Motiven auch immer aus ihrer Heimat geflohen sind. Solidarität bekommt Rackete von Menschen, die ähnliches erlebt haben. Der frühere Kapitän des Rettungsschiffs «Cap Anamur» und jetzige Flüchtlingsbeauftragte von Schleswig-Holstein, Stefan Schmidt, sagte der dpa: «Ich kann mich gut hineinversetzen in Frau Rackete. Sie muss jetzt entscheiden in einer Situation, in der die Flüchtlinge an Bord immer nervöser werden und manche drohen dürften, sich ins Meer zu stürzen. Ich bewundere Frau Rackete, denn unter diesen Umständen die Nerven zu behalten und eine Stütze zu sein auch für die Flüchtlinge an Bord, ist alles andere als einfach.» In eigener Sache: Wegen des hohen Aufkommens unsachlicher und beleidigender Beiträge können wir zurzeit keine Kommentare mehr zulassen. Danke für Eurer Verständnis - das WELT-Team Die WELT Nachrichten-Livestream http://bit.ly/2fwuMPg Die Top-Nachrichten auf WELT.de http://bit.ly/2rQQD9Q Die Mediathek auf WELT.de http://bit.ly/2Iydxv8 Besuche uns auf Instagram http://bit.ly/2X1M7Hk Video 2019 erstellt Help us caption & translate this video! https://amara.org/v/piCb/