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Prof. Thomas Bock im Gespräch mit Prof. Ingo Schäfer, Spezialambulanz für Traumafolgestörungen, UKE Hamburg. Wie kann die Psychiatrie die Folgen von Gewalterfahrungen bei Betroffenen besser erkennen und statt weiterer Belastungen zu ihrer Heilung beitragen? Bestimmte Erfahrungen zwingen jeden von uns, aus der Realität auszusteigen. Auf diese Weise können Gewalterfahrungen auch zu psychischer Erkrankung beitragen. Vor allem soziale Beziehungen entscheiden, ob die Resilienz stärker ist. Noch ist die Psychiatrie vielfach zu unbeholfen mit dem Thema; tragen manche Strukturen und Erfahrungen zur Retraumatisierung bei. Was bedeutet es in diesem Zusammenhang trauma-sensibel zu behandeln? Prof. Schäfer gehört zu den führenden Experten zu Traumatisierungen bei Menschen mit psychischen Erkrankungen. Die Vorlesungen des Wintersemesters 21/22 drehen sich um das Thema: »Der Gewalt begegnen« Was können wir tun, um der Gewalt zu begegnen, dem Risiko von Gewalterfahrung entgegenzuwirken – im Zusammen-hang mit der Entstehung, dem Verlauf und der Behandlung psychischer Erkrankungen? Psychisch erkrankte Menschen wurden und werden häufig Opfer, deutlich seltener auch Täter. Viele gewaltsame oder sexuelle Übergriffe geschehen im »Nahbereich«; d.h. auch Angehörige können unter großer Belastung Täter und Opfer sein. (sind in doppelter Hinsicht beteiligt.). Auch in der Psychiatrie können Zwang und Gewalt in vielen Formen präsent sein – ausgehend von Patienten, vom Personal, von Wachdiensten, institutionell oder informell …. Im Trialog begegnen sich also (potentielle) Opfer und Täter – Hilft uns das, von einander zu lernen? – Was bedeutet in diesem Zusammenhang traumsensible Behandlung? Welche Strukturen, Konzepte, Methoden und Beziehungskulturen helfen uns, die Wahrscheinlichkeit von Gewalt zu reduzieren? Wie halten wir aus und verstehen wir, dass Familien sehr oft elementar wichtig sind als Rückhalt und Zuflucht, manchmal aber als Ort von Gewaltentstehung werden können? Und hilft uns die Erkenntnis, dass das auch unabhängig von psychischen Erkrankungen gilt, dass die Fähigkeit und Bereitschaft des Menschen zu Gewalt zunächst mal nichts mit psychischer Erkrankung zu tun hat? Ziel der Vorlesungsreihe »Anthropologische Psychiatrie« ist seit ihrem Start im Jahr 2000, ein menschliches Bild von psychischen Erkrankungen zu vermitteln, sie nicht auf die Abweichung von Normen oder die Folge entgleister Trans-mitter zu reduzieren. Aus dieser Perspektive bekommen die notwendigen Hilfen auch eine politische Dimension: Hilfreiche Psychiatrie braucht eine gute Sozial-, Wohnungsbau- und Kommunalpolitik. Mit Vorteilen für alle: Was psychisch sensiblen Menschen gut tut, bedeutet Psychohygiene für alle. Prävention erfordert Politik. Diese Veranstaltungsreihe ist eine Kooperation der Universität Hamburg mit dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Irre menschlich Hamburg e.V. und psychenet. Zur Person: Thomas Bock ist Professor für Klinische Psychologie und Sozialpsychiatrie und Psychologischer Psychotherapeut, lädt in dieser Online Vorlesungsreihe der Universität Hamburg verschiedene Menschen zum Dialog ein. Jedes Semester beleuchtet einen thematischen Aspekt.