Auf Reisen im Altkreis Jerichow I + II - eine Trilogie. Teil 3 - Güsen(Kr. Genthin) - Ziesar скачать в хорошем качестве

Auf Reisen im Altkreis Jerichow I + II - eine Trilogie. Teil 3 - Güsen(Kr. Genthin) - Ziesar

Mit diesem Video beenden wir unsere Trilogie über die normalspurigen Kleinbahnen des Kreises Jerichow, im Speziellen der der 'Kleinbahn AG Genthin - Ziesar'. Unsere heutige Strecke führt von Güsen(Kr. Genthin) nach Ziesar. Sie ist von allen 3 Strecken die am meisten ländlich geprägte, größere Industrieansiedlungen sucht man hier vergeblich. Und sie war bis zum Schluß die wohl von seiten des Reisendenaufkommens her betrachtet 'belebteste'. Das zeigt sich auch daran, daß hier noch bis zum Schluß mit Doppelgarnituren gefahren wurde. Ebenso wie die Strecke Güsen - Jerichow war sie ein 'Nachzügler', am 02. April 1917 fuhr der erste Zug von Güsen(Kr. Genthin) nach Ziesar. Dort war die Eisenbahn aber längst 'etabliert'! Bereits seit 1896 konnte man Ziesar mit der Schmalspurbahn von Burg (b. Magdeburg) erreichen, und seit 1901 bestand auch die normalspurige Strecke von Wusterwitz nach Ziesar, die 1911 bis nach Görzke verlängert wurde. Ziesar war also ein richtiger kleiner Nebenbahnknoten, wenngleich die Schmalspurbahn außer der niveaugleichen Kreuzung zwischen Paplitz und Ziesar nie direkt an den Normalspurbahnhof herangeführt wurde. Sie endete an einem etwa 500 m entfernten Bahnhof Ziesar Ost, später dann sogar am Westende der Stadt im Bahnhof Ziesar West. Der Normalspurbahnhof Ziesar wurde über mehrere Jahrzehnte - bis ca 1965 - als "Ziesar Hbf" bezeichnet. De facto verkürzte die neue Strecke die Reisezeit von Ziesar in Richtung Burg und Magdeburg erheblich, auch Jerichow und Genthin waren nun von den Ortschaften entlang der Strecke viel schneller zu erreichen. In Richtung Brandenburg und Berlin war sie dagegen keine Alternative, das bewerkstelligte die Wusterwitzer Strecke, und auch nach deren Stillegung in den 1970er Jahren nahm von Ziesar aus wohl niemand den Umweg über Güsen, sondern benutzte den Bus. Wir sehen es im Video - hier herrschte die Landwirtschaft. Folgerichtig konzentrierte sich der Güterverkehr entlang der Strecke auch auf landwirtschaftliche Güter sowie den Empfang von Brennstoffen und Düngemitteln. Der war aber "auf kleiner Flamme" auskömmlich. Doch Ziesar hatte ein "Hinterland", zum Beispiel den Bahnhof Görzke, ein idyllisches Walddorf inmitten des Flämings. Hier kamen ständig größere Mengen Holz zur Verladung, die den Güterverkehr belebten. Und die Stadt Ziesar selbst sorgte mit ihren Kleinbetrieben auch für entsprechendes Aufkommen. Der Austausch von und zur Schmalspurbahn war dagegen eher vernachlässigbar, das geschah alles über Burg Umladebahnhof. Wie fast überall in der DDR, erfuhr in dieser Zeit der Güterverkehr noch einmal eine deutliche Aufwertung, und nach Stillegung der Wusterwitzer Strecke lief nun alles über Güsen. Auch das Militär war an der Görzker Strecke präsent und hatte noch "die Hand" auf dem Schienenstrang. Wir sehen die auffällig langen Gleise im Bahnhof Ziesar, das war nicht von ungefähr so. Doch da ist eine Straße, die die Strecken der Kleinbahn AG Genthin - Ziesar auf voller Länge begleitet, die B 107. In Coswig(Anhalt) die Elbe querend, kommt sie über Wiesenburg - Görzke - Ziesar und führt über Tucheim - Genthin - Jerichow nach Norden Richtung Havelberg. Wir haben uns schon im Teil 2 der Trilogie damit befaßt. Diese Straße machte es den Kleinbahnstrecken schwer, und sie erleichterte am Ende auch die Stillegung. Denn sie ist nicht überlastet, hat bis in die heutige Zeit Kapazität und kürzt Wege teilweise deutlich ab. Und diesem Umstand ist kaum etwas entgegenzusetzen. Bereits in den 1970er Jahren beginnend, als man auch in der DDR schon von einem - bescheidenen - Individualverkehr sprechen konnte, ließ dieser auf der Bahn nach, was bekanntermaßen nach der Wende ins Extrem ausartete. Der Berufs- und Schülerverkehr, der den 'Löwenanteil' ausmachte, boomte aber weiterhin. In Tucheim war extra ein Haltepunkt Tucheim Schule eingerichtet worden, den hunderte Schüler täglich frequentierten. Dieser blieb auch über die Wende 1989 hin erhalten - gelernt wurde schließlich immer. 'Berufsverkehr' war fortan aber ein Wort 'ohne Praxisbezug' - wer noch einen Beruf hatte, benutzte das Auto zur Fahrt zur Arbeit. Aber wer hatte noch einen..? Und als dann der Schülerverkehr seitens des Landes auf den Kraftverkehr verlagert wurde, war das Ende nur noch eine Frage der Zeit... Der Güterverkehr erlitt 1993 eine erste Zäsur mit der Stillegung der Görzker Strecke. Damit brach ein entscheidendes Aufkommen weg. Die neue DB AG meinte, das sei "zu weit zu fahren".. Ein wenig Restgüterverkehr hielt sich immerhin noch bis 1998, danach sah man nur noch die Ferkeltaxen auf der Strecke. Das dauerte noch ein reichliches Jahr - am 29.05.1999 endete auch in Ziesar das Eisenbahnzeitalter. Ein komplettes Kleinbahnnetz hörte auf zu existieren. Erinnern wir uns nun an diese Zeit und gehen noch einmal auf Tour nach Ziesar. 'Gute Fahrt' - und 'schön festhalten'.. Daten aus Wikipedia, soweit nicht aus eigenem Wissen und Erleben des Autors.